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scenes from a youth

“SZENEN EINER JUGEND” sind eine Sammlung  fotografischer Momentaufnahmen mit einer gemeinsamen Geschichte. Die Geschichte geht so:

STORIES

AMONG NUNS. Als ich aus der Kirche komme, lodern Flammen hellrot im Klostergarten. Nonnen mit großen Hauben und kleine Taufkinder stehen rings um das Feuer. Ich bin getauft. Jetzt bin ich Christ. Doch meine erste große Liebe gehört einem Mädchen. Ganz oben, in der Aula meiner Grundschule spielen „Schneeweißchen und Rosenrot“ das Märchen der Gebrüder Grimm. Daheim im Klostergarten träum ich mir jedes Wort von ihr. Gegen alle Verbote verpass ich keine Aufführung. Doch ging es um Schneeweißchen oder um Rosenrot?


THE CAGE.
Als die Tür hinter mir ins Schloss knallt , weiß ich keinen Weg. Ziellos irre ich durch die Stadt. Leichter Schnee liegt auf den Straßen und hinter den Fenstern der Häuser flackert Kerzenlicht von Weihnachtsbäumen. Am Ende des Heiligen Abends weiß ich keinen Weg als wieder an den Ort zurückzukehren, an dem ich die Tür hinter mir zuschlug.

 

 CLUBBING. Aufregendes tun. Sprayen und Dates im Club, im “Closed Eye” und “Why Not”. Mit Freunden und Fremden abhängen und Spaß haben. Beim Blues in der Nacht den Anderen entdecken. Schnell weiß der Körper wo er hin will. Doch das Herz ist unentschlossen und es gibt mächtige Gegner.

POWER AND POWERLESSNESS. Wiederholt trifft der Holzbügel meinen Rücken und es entstehen schmerzende Wunden. Eine Ewigkeit gelingt es mir, die Pein zu verstecken, den Triumph der Mutter nicht zu gönnen. Doch es sind nur Sekunden, bis der Zorn ganz tief im Innern den Hals hoch kriecht. Niemand hört die Seelennot. Mein zu Hause liegt im 4. Stock eines Hinterhauses, 133 Stufen gen Himmel. Niemand hört dort einen Schrei.

 

ASSIMILATION. Es gab Nächte, da schwirrten knackige Zigarettenautomaten durch meine Träume. Am Tage trug ich wie Kafkas Affe Schlips und Kragen. Wenn die Turmuhr zum Feierabend schlug, riss ich mir den Strick der Assimilation vom Hals.

 

SEDUCED + ABUSED. Sex im Krankenhaus, das war mal auf dem Dach mit einer Krankenschwester. Aber in kindlichen Jahren wartete auf mich hinter einer Klotür ein komischer Vogel. Mit heruntergelassener Hose bekam ich meine erste Lehrstunde.

Ein ebenso kleiner Junge verkauft Jahre später auf dem Parkplatz der Vogelfluglinie lauthals „Zigaretten, Schnaps, ein bisschen Porno!“. Vielleicht hätte ich das lustig gefunden, aber ich war kurze Zeit vorher blauäugig einem schwulen Mann ins Netz gegangen und nur mit Müh und Not und schwitzigen Fingern gelang mir eine dramatische Flucht. Aber ja, die Sexwelle rollt und Liebesrausch gebärt Geschichten der Liebe, Babywünsche, Schwangerschaft und Ablehnung, Verführung und Missbrauch.

„Glauben sie, wenn sie mich lesen, dass ich mich portraitiere?“ /Colette

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