
DIE FOTOMONTAGEN DES KÜNSTLERS
jP WERFEN SCHLAGLICHTER AUF DINGE,
AN DIE WIR UNS LÄNGST GEWÖHNT HABEN.
INTERVIEW: MARA CHRISTENSEN
mara.C: Für Ihr Projekt „A Moment in Time“ haben Sie alte Portraits auf Flohmärkten gekauft und dann als Fotomontage in die heutige Zeit versetzt. Wie kamen Sie auf die Idee?
jP: Auf Flohmärkten sah ich kistenweise alte Fotoalben. Das interessierte mich. Fotos werden meist zur Erinnerung gemacht. Doch niemand erinnert sich noch, wenn alte Fotos wild gemischt in Schuhkartons landen. Die Fotos sind vergessen, aufgegeben und zurückgelassen. Ich finde also alte Portraits von Menschen, die lebendig waren, ein Leben hatten, Freude empfanden oder auch Leid kannten. Jetzt sind sie vergessen.
mara.C: Das ist zwar traurig, aber wenn es keine Kinder, Verwandte oder Freunde mehr gibt, dann ist das so.
jP: Na ja. Marcel Proust sagte einmal „Menschen sind unwiederbringlich vergessen, wenn sie nicht in der Erinnerung oder in einem Kunstwerk konserviert wurden“.
mara.C: Da ist wohl etwas dran. Und wie machen Sie das?
jP: Vor dem Kauf alter Portraits schaue ich mir die Fotos sehr lange an Ich versuche in ihren Gesichtern zu lesen, Mimik und Gesten zu verstehen, immer auf der Suche nach Etwas, nach möglichen Interessen, Vorlieben oder irgendeiner Geschichte, die es heute auch geben könnte.
mara.C: Aber die Welt ändert sich, wir alle ändern uns.
jP: Das stimmt und das ist sehr spannend bei meinen Fotomontagen, wenn ich die Portraits in die heutige Zeit versetze. Die alten Portraits müssen nämlich wieder zu leben beginnen. Da die Welt heute anders ist, als vor Hundert Jahren suche und erwarte ich Reaktionen der Portraitierten auf das Heute. Das ist sehr spannend, weil ihre Reaktion dem Betrachter meiner Bilder auf etwas aufmerksam macht, was für uns schon alltäglich geworden ist.
mara.C: Zu ihrem Projekt gibt es ein Buch mit all ihren Bildern und ihren Geschichten. Wenn man sich auf ihre Kunst einlässt, erklären sich Ihre Bilder aber von selbst. Warum dann dieses Buch?
jP: Na ja. Jedes Bild hat seine eigene Geschichte und jeder Betrachter meiner Bilder wird sich seine eigenen Gedanken machen. Ich wollte einfach nur meine Gedanken aufschreiben, die ich beim Kauf der alten Fotos hatte. Am Ende habe ich meine Fantasie noch etwas ergänzt, so dass ein unterhaltsames Geflecht aus Fiktion und Realität